Der Presse entnahm ich heute, dass die Bundeswehr es für unzeitgemäß hält, den Begriff „Einmannpackung“ zu verwenden.
Wahrscheinlich hatte die Gleichstellungsbeauftragte mal wieder zu viel Zeit und zu wenig Ahnung.
Ich darf Ihnen versichern, „Mann“ ist an dieser Stelle genauso wenig geschlechtsspezifisch wie in den Ausdrücken „Mannschaft“, „unbemannt“ oder „Oh, Mann!“
„Mann“ wird zur Mengenangabe benutzt: Einmannsegler, Zweimannzelt, 200 Mann Besatzung etc. Die äußerliche Besonderheit ist, dass es nur im Singular benutzt wird. Damit steht es in einer Reihe mit „Stück“, „Kilo“, „Euro“ etc.
„Zweimännerpackungen“ wird es also nie geben.
Es wird nicht lange dauern und die Gleichstellungsbeauftragte der Bundeswehr wird auch „Mensch“ und „man“ für nicht mehr zeitgemäß halten, da sich beides von „Mann“ ableitet, nur notdürftig von der Schreibung versteckt. „Einmenschpackung“ wäre also nur vorübergehend eine Alternative.
Meine Anregung wäre daher: Vielleicht sollte man lieber überlegen, ob Gleichstellungsbeauftragte noch zeitgemäß sind. Sie haben offensichtlich nichts Wichtiges zu tun.
Wahrscheinlich renne ich offene Türen ein, wenn ich sage, dass Sprachpurismus eine Art sprachlicher Rassismus ist. Der Sprachpurist fremdelt nicht nur mit fremden Wörtern, er will Fremdwörter systematisch ausmerzen, weil er findet, dass sie nicht dazugehören. Auch wenn sie gar nicht als fremd wahrgenommen werden. Die Abstammung ist entscheidend.
Nun ist Deutsch aber eine Einwanderungssprache. Über die Jahrhunderte ist es beeinflusst worden von Nachbarsprachen, überregionalen Verkehrs-, Kultur- und Wissenschaftssprachen. Und mit neuen Dingen wanderten auch neue Wörter ein.
Wenn fremde Wörter schließlich heimisch werden wie die „Nase“ oder der „Keks“, dann haben eigentlich nur Extremisten etwas gegen sie. Diese könnte man sprachliche Rassisten nennen.
Allerdings gibt es auch eine weitere Spielart des sprachlichen Rassismus. Der Glaube, eine Sprache sei der anderen über- oder unterlegen. Chauvinismus wäre ein passender Begriff.
Der Ausdruck „Barbar“ ist ein Zeugnis davon. Die fremde Sprache ist reines Blabla, sie ist gar nicht wert, eine Sprache zu heißen. Wer so spricht, hat keine Kultur.
Die Annahme, dass Steinzeitmenschen nur unartikulierte Laute ausgestoßen hätten, ist auch solch ein Ausweis von sprachlicher Überheblichkeit.
In Wirklichkeit gibt es aber gar keine minderwertigen Sprachen, es gab sie nie.
In allen Sprachen der Welt konnte und kann man alles sagen. Übersetzungen erfordern zwar Kunstfertigkeit und wo eine Sprache ein einzelnes Wort hat, muss man bei der Übersetzung in der anderen Sprache zwei oder mehr Wörter verwenden, unübersetzbar ist aber nichts. Die Bibel erscheint mir als ein gutes Beispiel.
Neuerdings gibt es allerdings Stimmen, die den Übersetzern ihre Kunstfertigkeit absprechen. Akzeptiert wird eine Übersetzung nur noch, wenn der Übersetzer eine ähnliche Identität besitzt wie der Autor des Originals. Aber das ist ein anderes Thema.
Was mich besonders beschäftigt, ist die Ansicht, einzelne Sprachen seien anderen moralisch überlegen. Sie seien weniger sexistisch, weniger rassistisch, weniger kolonialistisch. Über Finnisch wird so etwas ständig gesagt.
Das ist ebenfalls chauvinistisch, also eine Art sprachlicher Rassismus. Es ist nicht viel besser, als Hautfarben moralisch auf- und abzuwerten. Niemand ist besser, nur weil er eine bestimmte Hautfarbe besitzt oder eine bestimmte Sprache spricht.
Moralisch kann nur der einzelne Mensch sein, sein Handeln, seine Äußerungen und seine Texte.
Eine Sprache „gerecht“ zu nennen, ist blanker Chauvinismus. Das sagt den anderen: Ihr seid Barbaren, eure Sprache ist minderwertig.
Gewollt ist das vielleicht nicht, das möchte ich niemandem unterstellen, es ist ursprünglich wohl Propaganda für die Verwendung eines dilettantisch zusammengestoppelten Gender-Esperanto – in der Wirkung ist es aber beleidigend.
Wie immer hat auch dieses chauvinistische Überlegenheitsgefühl überhaupt kein Fundament.
Zur angeblich egalitärsten aller Sprachen möchte ich hier die Wiener genderlinguistische, feministische Wissenschaftlerin Liisa Tainio zitieren:
„Die finnische Sprache kann in einer Weise verwendet werden, die als sexistisch, ungleich und sogar frauenfeindlich angesehen werden kann. Darüber hinaus ist die Arbeit an der Gleichstellung der Geschlechter in Finnland, auch wenn sie wichtig war und einige Erfolge erzielt hat, keineswegs abgeschlossen. Tatsächlich könnte man leicht behaupten, dass die Ungleichheit der Geschlechter in mancher Hinsicht in den letzten Jahren nicht ab-, sondern zugenommen hat (siehe z. B. Raevaara 2005).“
Dies ist eine Übersetzung des folgenden englischen Originals:
„Finnish can be used in ways that can be regarded as sexist, unequal, and even misogynist. In addition, even if the work on gender equality in Finland has been vital and has had some success, it is in no way finished. In fact, one could easily claim that in some respects the inequality of the sexes has not diminished but increased during the last years (see e.g. Raevaara 2005).“
Liisa Tainio: Gender in Finnish Language Use: Equal, Inequal and/or Queer?
Der Name sagt den Menschen: „Eure Sprache ist böse, unsere Sprache ist gut. Deshalb sind wir besser als ihr.“
Auch „achtsam“ ist diese Sprache nicht. Im Namen der Achtsamkeit werden die Menschen missachtet, die ihre Sprache lieben. Sie gehören offensichtlich nicht zu denen, auf die man Rücksicht nehmen muss.
Im Gegenteil: Sie sind der Feind im Kulturkampf um die Frage, was man sagen darf und wie man es sagen muss.
„Selbstgerechte Sprache“ wäre der treffendere Name.
Gendern mit Genderzeichen und Glottisschlag macht Frauen nicht sichtbar. Man hört und sieht nur noch die Selbstgerechtigkeit.
Männer werden überdies oft unsichtbar gemacht: „Expert:innen“ – Wo bleiben die Experten? Chef*innen – Wo sind die Chefs? „Wander_innen“ – Wo sind die Wanderer?
Die Schreibung „Kolleg(inn)en“ würde Männer und Frauen zeigen. Und Klammern wären auch kein schlechteres Symbol als ein Unterstrich, ein Stern oder ein Doppelpunkt. Klammern verstoßen nicht einmal gegen die Rechtschreibung.
Auch Paarformen sind besser. Sie sind ein rhetorisches Mittel, eine Tautologie, um Frauen sichtbar zu machen: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – alle und die Frauen.
Gendersprache ist schlechter als all das. „Schlechter gerechte Sprache“ wäre also ein besserer Name.
Unsere gemeinsame Sprache hat uns bisher immer gute Dienste geleistet. Man kann mit ihr alles sagen, was man will. Man kann mit ihr alles denken, sich alles ausdenken, eine bessere Welt und Verschwörungstheorien.
Aber sie ist nicht besser als andere Sprachen, auch nicht besser als Gendersprache. Es gibt keine besseren und schlechteren Sprachen. Aber es gibt gemeinsame Sprachen und Sondersprachen. Sprachen, die sich absondern. Gendersprache ist so eine Sondersprache.
Unsere gemeinsameSprache hat es uns möglich gemacht, mit anderen über alles zu streiten, auch mit Andersdenkenden. Sobald uns die Sprache trennt, können wir das nicht mehr. Wir können uns nicht einmal mehr zuhören.
Sprechen wir also lieber wieder „gemeinsame Sprache“! Und streiten wir uns um die Lösungen für Probleme unserer gemeinsamen Welt.
Gemeinsame Sprache hat den Kit, der zusammenhält, auch wenn alles auseinanderdriftet. Sprachliches Gluten, sozusagen. Aber manche sind allergisch gegen den Kleber, er macht sie krank.
Vielleicht wäre „glutenfreie Sprache“ ein treffender Ausdruck.
Genderformen sollen alle Geschlechter entweder sichtbar oder unsichtbar machen. Das sind allerdings zwei widerstreitende Ziele. Mit geschlechtslosen Wörtern kann man kein Geschlecht hervorheben.
Unsichtbar ist einfach: Man benutzt generische Wörter, Maskulina, Feminina und Neutra: der Mensch, die Person, das Individuum.
Gender-Aktivisten ist das Maskulinum aber schon zu männlich (der Talkshow-Gast). So als wäre ein Gast allein schon deshalb eher ein Mann als eine Frau, weil es „der Gast“ heißt.
Deshalb erfinden sie neue weibliche Wörter zu den maskulinen Oberbegriffen: die Gästin, die Vorständin. Nun taugen die generischen Maskulina nicht mehr zur Unsichtbarmachung. Der Gast, der Vorstand – das müssen wohl Männer sein.
Das Femininum (z.B. „die berühmte Persönlichkeit“) erscheint ihnen dagegen niemals zu weiblich. Generische Feminina werden sogar als Ersatz für maskuline Generika empfohlen (Lehrkraft, Lehrperson). Da erfinden sie natürlich keine männlichen Wörter hinzu. Das ginge auch nicht wirklich gut („Personerich“?).
Es gibt nämlich nur ein Geschlecht, das man mit einer Endung sichtbar machen kann: das weibliche. Dazu verwendet man die Endung „-in“ bzw. „-innen“. Nur dafür ist sie da. Ansonsten hat sie keine Bedeutung.
Gegenüber dem dritten Geschlecht (gibt es eigentlich nur ein weiteres Geschlecht?) finden die Gender-Aktivisten das ungerecht. Da setzen sie einfach noch ein Zeichen oder eine Pause zum weiblichen Wort dazu.
Damit wären nun also zwei Geschlechter sichtbar.
Aber was ist mit dem männlichen Geschlecht?
Das ist angeblich in der weiblichen Form schon enthalten.
Abgesehen davon, dass es damit ja noch nicht sichtbar ist – das ist nur bei den verpönten Klammerformen der Fall: Expert(inn)en. Stimmt das überhaupt? Ist der Arzt schon in der Ärztin enthalten? Der Wanderer in der Wanderin? Der Psychologe in der Psychologin? Sind die Chefs schon Teil der Chefinnen? Die Freunde Teil der Freundinnen? Nein. Männer sind hier unsichtbar.
Bei der Movierung, also der Bildung weiblicher Personenbezeichnungen auf der Grundlage eines generischen Maskulinums, passiert nämlich noch mehr als nur das Anhängen von Buchstaben.
Und auch bei der Einfügung eines Sonderzeichens oder der Genderpause passiert noch einiges mehr als das. Lautlich werden hier nämlich nicht die Endungen „-in“ und „-innen“ an ein Wort angehängt, sondern die Wörter in und innen dahintergesetzt. Dadurch kommt es zu folgenden Änderungen
Expert_innen, Kommiliton*in etc. (eigentlich alle)
Als Ausweg erscheint vielen das substantivierte Partizip, entweder das Partizip Präsens (Dozierende) oder das Partizip Perfekt (Geflüchtete). Geschlechter werden hier allerdings wieder einmal nicht sichtbar, sondern unsichtbar.
Vor allem in der Uni, wo es kaum noch Studenten gibt, sondern nur noch Studierende, hat sich das durchgesetzt. Dadurch scheint die Welt jetzt schon ein bisschen besser geworden zu sein: Abgesehen davon, dass jetzt alle Studenten auch wirklich studieren und die Dozenten das Dozieren gar nicht mehr lassen können (nicht einmal im Forschungsfreisemester), ist bei den Flüchtlingen jetzt die Flucht schon vorbei, selbst wenn sie noch im Camp auf ihre Weiterreise hoffen. Und ich bin als Sprachforschender endlich auch den Forschern gleichgestellt.
Das Partizip versagt aber zur Hälfte bei seiner neuen Aufgabe, das Geschlecht unsichtbar zu machen. Das gelingt nämlich nur im Plural, der im Deutschen ja ohnehin kein Genus hat. Im Singular schlägt das generische Maskulinum wieder zu:
„Jeder vierte Studierende wohnt wieder im »Hotel Mama«“ (RP-Online.de, 3.3.2021)
„Weitersagen: Was jeder Studierende wissen sollte, um mit dem Geld auszukommen“ (finanztip.de, 5.10.2018)
„Bücher, die jeder Studierende gelesen haben sollte“ (uniglobale.com, 15.7.2019)
„Studie: Jeder vierte Studierende leidet unter starkem Stress“ (fu-berlin.de, 10.10.2018)
„die geschätzte Bearbeitungszeit, die ein Studierender braucht, um…“ (ili.fh-aachen.de, 29.5.2020)
„eine Methode […], die einem einzelnen Studierenden […] individuell zugeschnittene Lernangebote und -möglichkeiten anbietet“ (wiki.ill.uni-halle.de, 21.8.2018)
„Gute Lehre ist egal, ein Studierender braucht die richtige Persönlichkeit“ (link.springer.com, 5.5.2016)
„Jeder zweite Geflüchtete ist psychisch belastet“ (aerzteblatt.de 19.9.19)
„Welcher Geflüchtete darf in Deutschland arbeiten?“ (fkasyl.de)
„Jeder Zugewanderte muss sich, unabhängig von seinem Status oder dem Grund für seinen Aufenthalt, in der Ausländerbehörde melden.“ (landkreis-lueneburg.de, 10.12.15)
„Jeder Kursteilnehmende soll eine eigene Projektidee mit einbringen. “ (https://www.iao.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/aktuelles/wie-kmu-von-digital-natives-lernen-koennen.html, 27.3.19)
Das Problem gilt übrigens grundsätzlich für alle substantivierten Adjektive, nicht nur für Partizipien.
Wie in unserer Sprache Geschlechter benannt werden
Die deutsche Sprache teilt die Welt nicht in 3 Gruppen ein, erst recht nicht nach Mann, Frau, Sache, wie manche glauben:
männlich
weiblich
sächlich
Tarzan
Jane
Rasiermesser
der Mann
die Frau
das Ding
der Kunde
die Kundin
—
Abb. I: Was viele glauben, wie die Sprache die Welt sieht
Menschen und Tiere werden im Deutschen vielmehr wie folgt gegliedert:
Oberbegriff (generisch)
männlich
weiblich
noch nicht geschlechtsreif
Gruppe (generisch)
das Pferd
der Hengst
die Stute
das Fohlen
die Herde
der Mensch
der Mann
die Frau
das Kind
die Leute
der Kunde
—
die Kundin
—
die Kundschaft
Abb. II: Wie die deutsche Sprache tatsächlich Geschlechter darstellt (ausgelassen wurden hier die Kastrierten, für die es beim Pferd auch ein Wort gibt <der Wallach>, bei Kunden jedoch nicht)
Wie bei „Kunde“ gibt es nicht immer ein spezielles Wort für alle Ober- und Unterbegriffe. Benennen kann man sie aber trotzdem. Meist mit Attributen (männlicher Kunde) oder Komposita (Forscher-Kid, Enkelsohn), im Notfall mit Relativsätzen.
Oberbegriff
männlich
weiblich
noch nicht geschlechtsreif
Gruppe
der Mitarbeiter
der männliche Mitarbeiter
die Mitarbeiterin
das Kind, das mitarbeitet
die Belegschaft
das Geschwister
der Bruder
die Schwester
das Geschwisterchen
die Geschwister
Nicht für alle Ober- und Unterkategorien gibt es eigene Wörter, benennen kann man sie doch
Auch für Sachen gibt es Oberbegriffe, sie werden dann aber nicht nach ihrem Geschlecht unterschieden. Sie haben ja keins. Höchstens ihre Besitzer: Herrenschirm, Damenschirm, Kinderschirm, Lampenschirm.
Woher kommt es jetzt aber, dass viele die völlig irrige Vorstellung haben, die Sprache teile die Welt in männlich, weiblich, sächlich ein?
Eine Verwechslung
Man erzählt ihnen seit Jahrhunderten, die deutsche Sprache kenne drei Geschlechter. Wer Deutsch lernt, wird darauf getrimmt – und hat gehörige Probleme damit. Fragen Sie nur Mark Twain.
In Wirklichkeit hat das Deutsche 3Genera: Maskulinum, Femininum, Neutrum – der, die, das. Sie werden für alles benutzt: Dinge, Lebewesen, Geschehnisse, Sachverhalte. Nichts bleibt vom Genus verschont, egal ob es ein Geschlecht besitzt oder nicht: der Tisch, die Lampe, das Bett, der Hund, die Katze, das Huhn, der Unsinn, die Wahrheit, das Erlebnis.
Im Plural hat das Deutsche allerdings gar kein Genus.: die Tische, Lampen, Betten, Hunde, Katzen, Hühner. Ein generische Maskulinum hat im Plural nichts Maskulines: die Menschen, Gäste, Freunde, Kollegen, Studenten, Forscher.
Bei Lebewesen gibt es allerdings tatsächlich für bestimmte Begriffe eine Korrelation zwischen Genus und Geschlecht, daher haben die Genusbezeichnungen ja ihren Namen. Sie ist der Grund für die Verwechslung:
Wenn eine Bezeichnung ausschließlich für männliche Exemplare einer Gattung gedacht ist, ist sie meistens ein Maskulinum (Vater, Hahn). Dasselbe gilt für ausschließlich weibliche (Mutter, Henne) und noch nicht geschlechtsreife Lebewesen (Kind, Küken). Kastrierte bleiben allerdings trotz der Operation Maskulina (Eunuch, Kapaun). Es gibt ein paar Ausnahmen ohne Korrelation: die Drohne, der Welpe, das Weib, die Memme.
Wie gesagt: Die Korrelation zwischen Genus und Geschlecht gilt nur für Bezeichnungen, die zur Unterscheidung nach Geschlecht gedacht sind. Das ist also nicht so überraschend.
Die Korrelation gilt aber keineswegsfür die Oberbegriffe. Diese können Maskulina, Feminina und Neutra sein. Man nennt sie daher „generisch“ („allgemeingültig“).
Maskulinum
Femininum
Neutrum
Mensch, Kumpel, Single
Person, Wache, Waise
Individuum, Wesen, Mitglied
Beispiele für generische Maskulina, Feminina und Neutra
Auch die unzähligen Wortbildungen mit der Endung „-er“ sind Oberbegriffe (also „generisch“), sie sind nicht zur Unterscheidung nach Geschlecht gedacht. Sie beziehen sich nicht einmal nur auf Menschen: Flieger, Berliner, Engländer, Benziner.
Der kleine Unterschied
Es gibt aber eine Endung, die hat gar keine andere Aufgabe als nach dem Geschlecht zu unterscheiden, sie bedeutet nur eins: „weiblich“.
Das ist die Endung „-in“ (im Plural „-innen“). Aus jedem Oberbegriff werden mit ihrer Hilfe die weiblichen Exemplare aus der Kategorie herausgehoben: Die Kundin ist ein weiblicher Kunde, die Autofahrerin ein weiblicher Autofahrer, die Kätzin eine weibliche Katze und sogar die Mitgliedin ein weibliches Mitglied etc. Diese Wörter sind alle Feminina, hier korrelieren also Genus und Geschlecht, weil es darum ja auch geht.
Für Männer gibt es auch so eine Endung: „-rich“. Sie wird aber kaum gebraucht und wenn, dann nur bei Tieren (Mäuserich, Gänserich). Bei Menschen würde sie daher albern klingen (*Hebammerich, *Politesserich). Man würde aber verstehen, was gemeint ist: eine männliche Hebamme bzw. Politesse.
Auf die Endung kann man allerdings verzichten, dann muss man stattdessen das Adjektiv „männlich“ hinzufügen.
Dass „männlicher Autofahrer“ keine Tautologie ist, zeigt der folgende Satz: „Vor roten Ampeln neigen männliche Autofahrer dazu, in der Nase zu popeln.“ Ohne das Adjektiv „männliche“ wären alle Autofahrer gemeint, auch die Frauen. Anders bei „weibliche Autofahrerinnen“: Das Adjektiv steckt schon in der Endung, eins von beiden kann problemlos weggelassen werden. Eine reine Tautologie.
Noch eine Verwechslung
Bei diesem Thema gibt es eine zweite weit verbreitete Verwechslung: Wortbildung ist nicht Grammatik, man bildet mit „-in“ und „-rich“ nicht das Femininum und Maskulinum zu einem Nomen. Man erfindet ein neues Wort!
Zu den generischen Maskulina erfindet man weibliche Wörter hinzu, die nicht zufällig Feminina sind: zum Autofahrer die Autofahrerin, zum Studenten die Studentin.
Das ist so ähnlich wie bei den Parkplätzen im Parkhaus. Wenn man einige von ihnen für Frauen reserviert, werden diese zu Frauenparkplätzen.
Das jeweils neue Wort ist dann der Unterbegriff zu dem Ursprungswort. Es bezeichnet z. B. eine besondere Art Autofahrer, Student, Parkplatz.
Die Oberbegriffe bleiben aber für alle zugänglich. So machten die neuen Frauenparkplätze nicht die anderen Parkplätze zu Männerparkplätzen und die Erfindung der Herrentorte verwandelte nicht alle anderen Torten in Damentorten und die Entdeckung der Männergrippe ließ die anderen Infekte nicht zu Frauengrippen werden.
Man kann Wörter mit den Endungen „-in“ und „-rich“ übrigens ganz spontan erfinden und trotzdem verstehen die Menschen die neuen Wörter: Mitgliederich, Kumpelin, Bäumerich und Bäumin. Aktuelle Neuschöpfungen im Duden sind z.B. Gästin, Vorständin, Bösewichtin.
Die feministische Sprachkritik behauptet trotz allem, der Oberbegriff sei – allerdings nur im Falle eines Maskulinums! – der geschlechtsspezifische Begriff. Sogar die aktuelle Duden-Redaktion kolportiert neuerdings dieses alternative Faktum.
Damit wird die Forderung begründet, dass man den weiblichen Begriff immer zu einem maskulinen Oberbegriff dazusagen müsse, um alle anzusprechen („Autofahrerinnen und Autofahrer“). So als müsse man zu „Parkplätze“ immer auch „Frauenparkplätze“ und zu „Torten“ immer auch „Herrentorten“ dazusagen, damit wirklich alle Parkplätze und Torten gemeint sind.
Sie kommen aber nie auf die Idee, dass ein Femininum als Oberbegriff oder Gruppenname nur die Frauen meine (Person, Persönlichkeit, Geisel, Kundschaft, Familie, Herde) oder ein generisches Neutrum sich nur auf noch nicht geschlechtsreife Personen beziehe (Individuum, Wesen, Genie). Sonst müsste man am Ende noch „Personen und Personeriche“ sagen oder „Genies, Genieriche und Genieinnen“.
Nicht auszudenken, wenn weitere Geschlechter-Endungen hinzuträten! Bei jeder Personenbezeichnung würde die Liste immer länger wie die Bezeichnung der LGBT+-Community.
Das Märchen von der geschlechtergerechten Sprache frei nach Hans-Christian Andersen*datter
Der*Des Kaiser*in*s neue Wörter
Es war einmal ein*e Herrschende*r, der*die sich gern in neue Worte kleiden wollte, um gerechter zu erscheinen. Er*Sie fiel auf einige Trickbetrüger*innen herein, die sich als Wortweber*innen ausgaben. Deren Wortkreationen waren angeblich nicht nur gerechter, sondern auch in der Lage, den*diejenige*n, der*die sie nicht verstehen konnte, als dumm und für sein*ihr Amt ungeeignet zu entlarven. Der*Die Herrschende, der*die die neuen Wörter in Wirklichkeit selbst nicht verstand, ernannte diese Art der Wortweber*innen*ei zur Wissenschaft und besoldete die Trickbetrüger*innen fürst*innen*lich
Als der*die Kaiser*in eine Ansprache an sein*ihr Volk hielt und dabei die neuen Wörter verwendete, wollte niemand*in zugeben, dass er*sie der Rede nicht folgen konnte, bis auf einmal ein Kind laut lachte und rief: „Das sind ja gar keine Wörter!“
Falls jemand*in das nicht versteht, hier eine Version mit hoffnungslos veralteten Wörtern:
Des Kaisers neue Wörter
Es war einmal ein Herrscher, der sich gern in neue Worte kleiden wollte, um gerechter zu erscheinen. Er fiel auf einige Trickbetrüger herein, die sich als Wortweber ausgaben. Deren Wortkreationen waren angeblich nicht nur gerechter, sondern auch in der Lage, denjenigen, der sie nicht verstehen konnte, als dumm und für sein Amt ungeeignet zu entlarven. Der Herrscher, der die neuen Wörter in Wirklichkeit selbst nicht verstand, ernannte diese Art der Wortweberei zur Wissenschaft und besoldete die Trickbetrüger fürstlich.
Als der Kaiser eine Ansprache an sein Volk hielt und dabei die neuen Wörter verwendete, wollte niemand zugeben, dass er der Rede nicht folgen konnte, bis auf einmal ein Kind laut lachte und rief: „Das sind ja gar keine Wörter!“
Wissen ist Macht. Festgehalten in Büchern und elektronischen Text-Dokumenten. Schwarz auf Weiß.
Aber während Weiß seit Jahrhunderten und in allen Sprachen der Welt ohne erkennbare eigene Leistung die Fläche besetzt hält, begnügt sich Schwarz mit Linien und Punkten und erreicht somit nur einen unwesentlichen Anteil an der Macht des Wissens. Dabei sind sie es, die die Bedeutung tragen. Studien haben gezeigt, dass die Rolle des Trägers der Bedeutung in allen Kulturen der Welt dem Schwarzen zugewiesen wird. Ein bisher völlig ausgeblendetes Überbleibsel des Kolonialismus.
Die umgekehrte Farbverteilung wird in diskriminierender Absicht „Nachtmodus“ genannt, um das Schwarze in das mit Angst besetzte Reich der Dunkelheit zu verweisen.
Ein weiterer vernachlässigter Aspekt des strukturellen Rassismus in Medien ist die Unsichtbarkeit der diversen Farben. Nicht jeder Mensch kann sich mit der ihm von der Gesellschaft zugewiesenen Colour identifizieren, nicht jeder ist schwarz oder weiß.
Zurecht wird daher gefordert, dass nur noch mit Rot, der gemeinsamen Farbe des Blutes, geschrieben werden darf. Der Hintergrund sollte in einem proportionalen Gemisch der verschiedenen Hautfarben gehalten sein, um sie alle sichtbar zu machen. Dort, wo das nicht möglich ist, könnte ein neutrales Grün gewählt werden.
Es darf an dieser Stelle aber nicht verschwiegen werden, dass Vertreter der Rot-Grün-Blinden Bedenken geäußert haben. Hierbei handelt es sich jedoch um ein vernachlässigbares Phänomen, da es ausschließlich weiße Männer betrifft, die per definitionem nicht diskriminiert werden können.
In diesem Zusammenhang verweise ich auf meine preiswerte 2-bändige Anleitung „Richtig Colourieren“.
Dort behandle ich übrigens auch das Problem des Albinismus.
In meinem nächsten Beitrag werde ich darlegen, dass Tätowierungen und Piercings bei Weißen eine verabscheuungswürdige Form kultureller Aneignung sind. Falls Sie derart rassistische Zeichnungen aufweisen, können Sie sich an unseren Werbepartner wenden, das Whitewash Ltd. Tattoo-Entfernungsstudio.
Im Deutschen gibt es zahlreiche Wörter, die Personen bezeichnen, ohne das Geschlecht zu nennen. Man nennt sie „generisch“.
Es gibt generische Maskulina, Feminina und Neutra:
der Mensch, Zwilling, Profi, Boss, Elternteil etc.,
die Person, Persönlichkeit, Figur, Waise, Geisel etc.,
das Individuum, Genie, Mitglied, Vorbild, Opfer etc.
Wenn ich das Geschlecht dazusagen möchte, nutze ich Adjektive (männlich, weiblich) oder spezielle Begriffe (Väter, weibliche Zwillinge).
Wenn es aber um eine Frau geht, kann ich auch die Endung „-in“ benutzen und ein neues Wort bilden. Das nennt man Movierung. Das tut man bei den genannten Wörtern aber meistens nicht, schon gar nicht bei einem generischen Femininum oder wenn das Wort auf einen Vokal endet (*Geniein, *Personin, *Zwillingin).
„Gast“ ist auch ein generisches Maskulinum. Wenn wir Gäste einladen, denken wir an eine bunte Mischung von Leuten. Trotzdem hört und liest man manchmal „Gästin“, wenn es sich um einen weiblichen Gast handelt.
Was passiert aber mit dem Wort „Gast“, wenn sich „Gästin“ für den weiblichen Gast durchsetzt?
Zunächst nichts. Gast bleibt generisch, während Gästin ausschließlich für Frauen reserviert ist. Etwa so wie bei Frauenparkplätzen. Parkplätze stehen weiterhin allen offen, auch wenn es jetzt spezielle Frauenparkplätze gibt.
Wenn aber immer mehr Frauen als „Gästin“ bezeichnet werden und wir uns daran gewöhnen, erscheint uns „Gast“ bei Frauen irgendwann unpassend. Besonders wenn das parallel mit anderen, ähnlichen Wörtern passiert („Vorständin“).
Mit den Berufs- und Tätigkeitsbezeichnungen ist das so gekommen. Es sind meistens generische Maskulina. Aber einige wurden moviert, zunächst nur die Frau eines Mannes mit dieser Berufsbezeichnung, dann die Frau, die diesen Beruf selbst erlernt hatte.
Trotzdem blieb aber das maskuline Grundwort generisch: Müller und Klöppler blieben die Berufsbezeichnungen für alle Geschlechter, nur wenn man betonen wollte, dass man über reine Frauengruppen oder eine bestimmte Frau sprach, nutzte man die Endung „-innen“ bzw. „-in“. Frauen bildeten also eine Liga für sich, konnten sich aber auch mit allen vergleichen: „Frauen sind die besseren Autofahrer.“ Das gilt im Grunde auch heute noch so.
Jetzt gibt es also ein generisches Wort und ein weibliches. Wie Parkplätze und Frauenparkplätze. Männerparkplätze gibt es nicht. Männliche Tätigkeits- und Berufsbezeichnungen auch nicht: „An roten Ampeln neigen männliche Autofahrer dazu, in der Nase zu popeln.“ Wenn „männlich“ schon in „Autofahrer“ enthalten wäre, könnte man es ohne Informationsverlust weglassen.
Paarformen verwischen diesen klaren Befund. Je häufiger wir sie hören, desto mehr erscheint uns das Maskulinum als männliche Form. Die Ablehnung des generischen Maskulinums verstärkt sich dadurch und mehr Paarformen werden verwendet. Ein Teufelskreis.
Wenn das nicht gestoppt wird, können wir in Zukunft nur noch männliche und weibliche Wörter benutzen. Generika wird es höchstens noch als Neutrum oder Femininum geben. Wie bei Onkel und Tanten, Neffen und Nichten, Cousins und Kusinen. Und die generischen Maskulina werden moviert: Menschin, Profiin, Bösewichtin, Starin, Fanin, Singlin, Engelin, Geekin und eben Gästin.
Man könnte es aber auch wie im Englischen machen und die Endung -in gar nicht mehr verwenden. Wie Nele Pollatschek. Sie nennt sich Schriftsteller und ist ab und zu Gast in Talkshows. Niemals Gästin.
„Alle Kinder lernen lesen, Indianer und Chinesen, Selbst am Nordpol lesen alle Eskimos, Hallo Kinder, jetzt geht’s los!“
Darf man dieses Lied von Wilhelm Topsch noch singen?
Natürlich. Es tut niemandem etwas Böses. Im Gegenteil: Es fördert das Gefühl der Verbundenheit der Kinder mit den geographisch am weitesten entfernten Völkern der Welt. Und das durch Lesen. Selbst dort, wo die Natur es schwer macht.
„Eskimo“ ist gegenüber „Inuit“ der bessere Begriff, er schließt die Iñupiat und Yupik mit ein. Und die Meinung, dass der Begriff abwertend sei, ist längst überholt. Er beruhte auf einem Übersetzungsfehler. „Eskimo“ ist also absolut sagbar.
Die nordamerikanischen Indianer sind in Deutschland nicht Teil der Kolonialgeschichte. Wir kennen sie vielmehr aus Geschichten wie Winnetou, Fliegender Stern oder Yakari und fühlen uns ihnen verbunden. Sie verkörpern das Ideal, mit der Natur in Einklang zu leben und Respekt für die Mitgeschöpfe zu empfinden. Auch „Indianer“ ist demnach sagbar.
Mit Alltagsrassismus hat das Lied nichts zu tun. Es bedient nicht einmal Stereotype. Alle lesen. Nichts sonst.
Dem Kampf gegen Rassismus ist mit der reflexartigen, ungerechtfertigten und völlig überzogenen Kritik nicht geholfen. Eher das Gegenteil ist zu befürchten.
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